Der Blick über den Tellerrand verbessert auch die eigene Arbeit
Die Kartzfehner Mästerstammtische sind mittlerweile fest im herbstlichen Terminkalender verankert, so dass auch in diesem Jahr zahlreiche Kartzfehner Mäster den Weg zu den zehn Tagungsorten in ganz Deutschland fanden. Durch die abwechslungsreiche Themenauswahl war wieder für jeden etwas dabei.
Zunächst stellte Dr. Henrike Glawatz die neuesten Ergebnisse aus der Kartzfehner Forschung vor. Hier wird derzeit unter anderem an Möglichkeiten zur Reduktion des Anteils von Stickstoff und Phosphor im Mist gearbeitet. Erste Futterversuche mit reduzierten Stickstoffgehalten und zugesetzten synthetischen Aminosäuren zeigen interessante Ansätze. Die Putenzucht und damit die positive Entwicklung der BUT 6, aber auch anderer Linien wie z.B. der Converter, sind stets Kernthema der Kartzfehner Forschung und dürfen bei den Stammtischen nicht fehlen.
Zu guter Letzt stellte Dr. Glawatz den aktuellen Stand der Vorgaben zum Verzicht auf Schnabelbehandlung dar. Dabei gibt es aktuell nach wie vor keinen Schlüssel für die Haltung von Puten ohne Schnabelbehandlung. Dies haben auch Politik und NGOs erkannt. Jedoch entbindet es nicht von der Pflicht, weiter an Lösungen zu arbeiten.
Deshalb kann die Methode, die im folgenden Vortrag vorgestellt wurde, eine Übergangslösung darstellen. Es handelt sich dabei um die per Erlass vorgegebene Entwicklung einer Schmerzbehandlung bei der Schnabelbehandlung, die von Dr. Aka und Dr. Glawatz beschrieben wurde. Diese ist ab März 2020 in niedersächsischen Brütereien anzuwenden.
Die Forderung nach einem verringerten Einsatz von Antibiotika durch die WHO und die des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL), auf Colistin und Enrofloxazin (Baytril) in der Geflügelhaltung zu verzichten, stellt die Branche vor große Herausforderungen. Es gibt aber durchaus Möglichkeiten --falls diese rechtlich abgesegnet werden-- Alternativen zu nutzen. Diese. Dabei informierten sie über Diese Einsatzmöglichkeiten von „guten Bakterien als Verdrängungsmittel“ gegen Krankheitskeime (sog. Competetive Exclusion-(CE)-Kulturen) stellten Dr. Jan Aka und Dr. Hartmut Meyer dar. Weiterhin wurde der Behandlungsansatz der Nutzung von Bakteriophagen gegen krankmachende Bakterienstämme vorgestellt.
Dass die Pute in den USA einen guten Stand hat, ist weithin bekannt. Wie die Produktion dort tatsächlich abläuft und welche Unterschiede zum deutschen bzw. europäischen System bestehen, stellten Joachim Holz und Johannes Bünger in ihrem Reisebericht „Putenproduktion USA" vor. Ihr Resumée lautete: Die Schlachtkörperkühlung im Chlorwasserbad macht durch die hygienisierende Wirkung Bemühungen um beispielsweise eine salmonellenfreien Mast überflüssig. Dieses Verfahren ist in der EU nicht zugelassen, verhilft den Amerikanern aber zu sehr günstigen Produktionskosten. Ein großes Thema ist die Antibiotikafreie Mast, die mittlerweile fast 30% des Gesamtmarktes ausmacht.
Den Praxisbezug von Forschung für die Putenmast stellt Dr. Hartmut Meyer mit seinem Bericht über Tests von Futterpelletqualitäten her. Die Pute sollte mit guten Pellets versorgt werden, denn mehrere Versuche haben gezeigt, dass Mehlanteile nicht nur die Futterverwertung und die Tageszunahmen verschlechtern, sondern auch das Risiko für Darmreizungen erhöhen. Die Pelletqualität kann dabei nicht nur durch die Futtermühle beeinflusst werden, sondern auch im Stall gibt es Ursachen für den Zerfall von Pellets, die jeder Tierbetreuer selbst in Angriff nehmen kann.
Im letzten Vortrag konnte jeder Mäster den Blick in die Ställe von Kollegen wagen. Ob die Einsparung von Heizkosten durch Intervalllüftung, die Sprühkühlung, das automatische Einstreusystem oder der Umstallwagen mit Schubboden, die Möglichkeiten der Arbeitserleichterung sind vielfältig und wurden von Johannes Bünger und Joachim Holz aufgezeigt.
Wir danken den Kartzfehner Kunden und Freunden für die rege Teilnahme und freuen uns darauf, auch in 2020 die Herausforderungen zu meistern und bei den Mästerstammtischen wieder intensiv mit Ihnen über die vielfältigen Puten-Themenfelder zu diskutieren.
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