10.10.2022 - Trotz aktuell herausfordernden Rahmenbedingungen in der Putenhaltung wird weiter an der Optimierung der Zucht, Fütterung und der Marketingstrategie für die deutsche Pute gearbeitet. So waren die 10. Kartzfehner Mästerstammtische im September 2022 mit knapp 400 Teilnehmern in ganz Deutschland wieder gut besucht. Die Vorträge befassten sich mit Themen aus allen Bereichen der Putenhaltung, so dass die zukünftige Strategie für eine erfolgreiche Mast von vielen Seiten beleuchtet werden konnte. Interessante Fragen und Diskussionen rundeten die Abende ab.
Die Optimierung der Schnabelbehandlung wird in der Brüterei ständig verfolgt, um den Vorgang so schonend wie möglich zu gestalten. In enger Zusammenarbeit mit dem Hersteller des PSP-Infrarot-Gerätes zur Schnabelbehandlung wird in der Kartzfehner Forschung an Reduktionsmöglichkeiten für die Schnabelbehandlung gearbeitet. Dr. Hartmut Meyer stellte eindrucksvoll dar, wie hier neue Techniken entwickelt werden, die eine schonende Behandlung der Oberschnabelspitze ermöglichen. Die Praxisreife und Überführung in alle deutschen Brütereien wird angestrebt.
Das Thema Darmstabilität ist in der Putenaufzucht und Mittelmast beleuchtete Daniel Diephaus, Tierarzt im Kartzfehner Team, in Zusammenarbeit mit Dr. Barbara Storck. Dabei wurden die neuesten Erkenntnisse aus der Mikrobiomforschung, aus denen sich Managementansätze für eine optimale Darmentwicklung mit einer gesunden Mikroflora entwickeln lassen, dargestellt. In Zukunft wird die Haltung hierauf sehr viel mehr abzielen, um bestimmten Erkrankungen durch eine ausbalancierte Darmbesiedlung den Nährboden zu entziehen.
Wenn Erkrankungen wie Schwarzkopf oder Aviäre Influenza in Herden auftreten, können dadurch teils erhebliche Schäden entstehen. Daniel Volkhausen präsentierte einen in Kartzfehn entwickelten Fragebogen, in dem anonymisiert ein großer Teil an Managementfaktoren abgefragt wird, um in der Summe der Betriebe Übereinstimmungen zu finden und Risikofaktoren für die Erkrankungen auszumachen. In der Folge kann über eine Checkliste die eigene Risikolage eingeschätzt werden, so dass Schwachstellen für einen Krankheitseintrag beseitigt werden.
Die Kartzfehner Forschung untersucht ständig praxisnahe Fragestellungen. Dr. Henrike Glawatz beschrieb den aktuellen Stand der Datenerfassung in den Betrieben, die die neue Zuchtlinie KTX-22 in der Praxis testen. Die Leistungen sind gut, nach Abschluss der letzten Schlachtungen wird resümiert werden, inwieweit die KTX zukünftig das Zuchtlinienportfolio ergänzen kann.
Die Klimaschutzdebatte fordert einen Verzicht auf Soja in der Nutztierfütterung – Versuche mit pflanzlichen Ersatzkomponenten in der Kartzfehner Forschung sind vielversprechend. Tierische Proteinträger wie Fleischmehl oder Insektenprotein sind mittlerweile zur Nutzierfütterung zugelassen, setzen sich aber im Markt aus verschiedenen Gründen noch nicht durch.
Zum Abschluss der Veranstaltung fasste Heinz Bosse die aktuellen Entwicklungen am Putenmarkt zusammen. Es wird deutlich, dass die Produktion in der Europäischen Union corona-, influenza- und kriegsbedingt deutlich sinkt. Länder, die effizient mit schweren Zuchtlinien arbeiten und zudem eine gute Strategie für die Vermarktung des Fleisches entwickelt haben, sind dabei weniger stark betroffen. Um die Verbräuche zu steigern, könne man mit Werbung viel erreichen. Dies müsse unter Beteiligung der gesamten Produktionskette erfolgen.
Zu allen Vorträgen wurde rege diskutiert. Gemeinsam sind auch Krisen zu meistern, war man sich einig.
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