13.10.2021 - Endlich wieder persönlich treffen!
Es war ein freudiges Wiedersehen – nach eineinhalb Jahren mit wenig persönlichem Kontakt und Informationsaustausch aus der Ferne über Webinare fanden im September die 9. Kartzfehner Mästerstammtische an zehn Standorten in ganz Deutschland statt. Die gute Resonanz brachte den Wunsch nach Kontakt und Diskussion zum Ausdruck: Insgesamt rund 460 Kartzfehner Kunden, Partner aus der Futterbranche, Vermarktung und Wissenschaft nahmen an den 10 Terminen teil.
Die Veranstaltung standen in diesem Jahr unter dem Motto: Putenhaltung in Deutschland im Jahr 2030 – wie können wir mitgestalten? Die Entwicklung von neuen Haltungsvorgaben sowohl durch die Politik als auch durch den Lebensmitteinzelhandel werden vielfältige Änderungen für die deutsche Putenwirtschaft zur Folge haben. Die notwendigen Anpassungen bei Besatzdichten, Stallbau- und Einrichtung, Zuchtlinienwahl sowie Preisgestaltung und Marketing waren Teil der Vorträge der Kartzfehner Referenten.
So stellte Dr. Hartmut Meyer zunächst die verschiedenen Bestrebungen der einzelnen Bundesländer und des Bundes vor, über Tierschutzpläne und Modellprojekte die verschiedenen Aspekte der Putenhaltung zu optimieren. Neben den einzelnen Projekten nimmt aber auch die Arbeit der sogenannten „Borchert-Kommission“ zur Einführung von Haltungsstufen für ein staatliches Tierwohllabel Fahrt auf, gebremst derzeit nur durch die Bildung einer neuen Bundesregierung. Allerdings überholt der Handel seit Juli 2021 mit der Ankündigung, ab 2030 nur noch Frischfleisch aus den Stufen 3 und 4 zu listen, den Bund, so dass der Transformationsprozess noch einmal beschleunigt werden dürfte.
Wie die Putenhaltung den aktuellen Herausforderungen durch Nährstoffbilanzen, Futtermärkte und Fleischmarkt besser begegnen kann, versucht die Kartzfehner Forschung herauszuarbeiten. Dr. Henrike Glawatz stellte in ihrem Vortrag klar, dass die Fütterung derzeit unter dem Preis- und Nährstoffdruck leidet. In der Folge wird die Rohproteinversorgung der Tiere dem Wachstumspotential nicht immer gerecht. Sie regte an, den Dialog mit den Futterherstellern zu suchen und einzelbetrieblich den Mehrwert von besser ausgestatteten Futtern zu errechnen. Denn: Mit einem etwas teureren Futter kann ggf. eine höhere Schlachtstaffel erreicht werden und dies damit betriebswirtschaftlich eine bessere Lösung sein.
Im Bereich der schweren Zuchtlinien gibt es neue interessante Zuchtprodukte. Zum einen wird aktuell die Hybrid Converter Novo intensiv durch die Kartzfehner Forschung geprüft.
Aus dem Hause Aviagen stehen in Kartzfehner bereits Elterntiere eines neuen Testproduktes. Diese Linie kann über bessere Tageszunahmen bei ähnlichen Verlust- und Futterverwertungsraten einen Mehrwert zur BUT 6 bieten. Ende April 2022 sind die ersten Küken dieser Aviagen „Test Cross“ in Kartzfehn verfügbar. Bei Interesse sprechen Sie gerne Ihren Vertriebsberater an.
Auch die im Hinblick auf die Tierwohllabel möglicherweise gefragten langsamer wachsenden Zuchtlinien sind im Fokus der Kartzfehner Forschung. Dr. Glawatz stellte zwei Linien vor, die für die Haltungsstufen 3 und 4 des Lebensmitteleinzelhandels und den Bio-Bereich interessant sein können.
Dr. Johannes Aka zeigte die aktuelle Entwicklung der Antibiotikaverbräuche auf. Die Verbräuche haben sich zwar innerhalb der letzten zehn Jahre mehr als halbiert, die Pute weist aber im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Nutztieren immer noch hohe Werte auf. In diesem Zusammenhang werden die Schlagworte Resistenzen und Reserveantibiotika in der Öffentlichkeit, aber zunehmend auch in Fachkreisen kritisch diskutiert. Um handlungsfähig zu bleiben ist die Zulassung von Alternativen zum Antibiotikaeinsatz dringend erforderlich. Dr. Aka stellte dazu Möglichkeiten der Nutzung von Competetive Exclusion-Bakterien und von Bakteriophagen vor.
Im Hinblick auf den Transformationsprozess hin zu höheren Tierwohlstandards konnten Daniel Volkhausen und Heinz Bosse am Beispiel Österreichs einen möglichen Weg beschreiben. Die Putenhaltung in Österreich wächst bei hohen Tierwohlstandards – trotz sinkendem Pro-Kopf -Verbrauch- mit diversen Stallbauprojekten. Eine konsequente Fokussierung auf heimische Produkte mit viel Werbung sowie einer transparenten Produktion bringt offensichtlich Vertrauen beim Verbraucher. Obwohl nicht direkt vergleichbar kann Österreich Denkanstöße geben, wie zukünftig in Deutschland Pute erzeugt und vermarktet werden könnte.
Zum Abschluss gab Dr. Hartmut Meyer Tipps aus der Praxis zum Bau und der Nutzung von Wintergärten. Der Außenklimabereich macht allen Landwirten, die ihn gebaut haben, viel Spaß. Einander ausschließende Faktoren wie Umweltschutz, Baurecht und Tierwohl sollen in den kommenden Monaten politisch angepasst werden, so dass Genehmigungen leichter erteilt werden können.
zurück