04.12.2020 - Schwierige Zeiten können auch Gutes hervorbringen - die durch Corona und auch durch Vogelgrippe bedingten Kontakt-Einschränkungen lassen in vielen Bereichen neue Chancen entstehen und beschleunigen insbesondere den Fortschritt bei der Digitalisierung. So ist anstelle von persönlichen Treffen die Zusammenkunft per Videoschaltung mittlerweile in vielen Bereichen fast zum Standard geworden.
Diese Technik bietet auch für die Landwirtschaft durchaus Möglichkeiten, den Informationsaustausch und notwendige Fortbildungen aufrechtzuerhalten. Da die Treffen mit unseren Kunden im Rahmen von Mästerstammtischen in diesem Herbst nicht möglich waren, bot sich im Rahmen eines Kartzfehner Webinars die Möglichkeit, auch für 2020 noch eine Fortbildung abzuhalten. Und es zeigte sich, dass das Interesse an dieser einfachen Art, Informationen auszutauschen, sehr groß ist. An drei Terminen im November wählten sich insgesamt fast 350 Teilnehmer in das Webinar ein und verfolgten die Vorträge. Über ihre Tastatur waren die Zuschauer in der Lage, Fragen zu stellen, die im Anschluss an die Vorträge durch die Referenten beantwortet wurden.
Zunächst stellte Dr. Hartmut Meyer Reaktionsmöglichkeiten bei verlängerter Mast vor. Dies ist zum Beispiel dann der Fall, wenn die Puten durch Schlachtverschiebungen in der Coronazeit länger im Stall bleiben müssen. In Beispielrechnungen wurde dargestellt, wie mögliche Futterkonzepte mit günstigerem Alleinfutter oder Weizenzulagen die verlängerte Mast rentabler machen können.
Dr. Henrike Glawatz hatte neue Erkenntnisse aus Zuchtlinientests zusammengefasst und stellte vor, wie sich die Hybrid Converter in den letzten Jahren verändert hat. Die für den europäischen Markt wichtigen Merkmale wie Gewichtsleistung, Darmstabilität und Charakterstärke sind in unterschiedlicher Weise ausgeprägt, halten aber bisher nicht mit der B.U.T. 6 mit. Deshalb kündigt Hybrid Turkeys für die kommenden Monate die Markteinführung einer neuen Genetik mit dem Namen „Converter Novo“ an. Die Eigenschaften dieser Linie werden auch in der Kartzfehner Forschung intensiv geprüft.
Im zweiten Teil ihres Vortrags stellte Dr. Glawatz weiterhin vor, wie sich die Absenkung der Calcium- und Phosphorgehalte im Mastfutter auf die Leistung und Beinstabilität auswirken – in umfangreichen Praxiserprobungen in der Kartzfehner Forschung und in größeren Mastherden konnte herausgearbeitet werden, dass die europaweit empfohlenen Werte für die deutschen Futtermühlen teilweise recht hoch sind. Eine gute Versorgung mit Calcium und Phosphor in der Aufzucht ist unabdingbar, aber danach und vor allem zum Ende der Mast lassen sich deutliche Einsparpotenziale heben. Es muss demnach nicht mit Leistungseinbußen oder Beinschwierigkeiten gerechnet werden. Die betriebsindividuelle Nährstoffbilanz sollte hier in enger Abstimmung mit der Futtermühle über mögliche Absenkungen der Nährstoffe erfolgen.
Dr. Johannes Aka machte im letzten Vortrag eindrücklich darauf aufmerksam, dass die hochpathogene Vogelgrippe wieder auf dem Vormarsch ist. Im Vergleich zu den Jahren 2016/17 ist allerdings die Viruslast in der Wildvogelpopulation um ein Vielfaches höher, so dass die Gefahr eines Eintrags in Hausgeflügelbestände ebenfalls sehr hoch ist. Um Szenarien mit vielen Einträgen wie vor vier Jahren zu vermeiden, sei jeder Geflügelhalter aufgerufen, seine Biosicherheitsmaßnahmen umfassend zu überprüfen. Dazu sind diverse Checklisten online abrufbar (z.B. beim Laves, ZDG oder über die Risikoampel der Hochschule Vechta). Eine Verlinkung finden Sie auch hier auf www.kartzfehn.de .
Nach anfänglicher Skepsis hat sich gezeigt, dass das Format Web-Seminar sehr gut funktioniert. Informationen können gut verständlich und anschaulich präsentiert werden. Wir werden sicher auch zukünftig das ein oder andere Mal darauf zurückgreifen, freuen uns jedoch umso mehr, wenn der persönliche Kontakt und Austausch bei den Mästerstammtischen und anderen Gelegenheiten wieder möglich sein wird.